19. 10. 2015
Rolf-Dieter Wöhlke, Ehrenamtlicher bei der Lebenshilfe Lüdenscheid, ist von seiner Pilgerreise auf dem Jakobsweg mit vielen Erinnerungen und Eindrücken im Gepäck zurück. Diese wird er bald gemeinsam mit der Druckerei „Prints Verlag & PR Laudien“ zugunsten der Lebenshilfe Lüdenscheid veröffentlichen.
Am 18. August startet die spannende Reise von Rolf-Dieter Wöhlke, der sich seit langem für die Lebenshilfe Lüdenscheid ehrenamtlich engagiert, per Bahn, Flugzeug und Bus nach Bayonne, bevor es dann am nächsten Tag weiter nach Saint-Jean-Pied-de-Port ging. Von hier aus begann dann sein langer Fußmarsch mit der ersten Etappe. Ein erster Reisebericht:
Eigentlich wollte ich die erste Etappe von Saint-Jean-Pied-de-Port nach Roncesvalles nicht auf einmal gehen, da ich mir die Strecke von 26 km mit insgesamt 1.200 Höhenmetern und 21 km bergauf nicht für den ersten Tag zutraute. So hatte ich geplant, in Orisson, welches ich nach ca. acht km erreichte, zu übernachten um dann am darauffolgenden Tag über den Pass zu gehen. Da ich mich aber noch fit fühlte und der Anstieg zwar lang aber nicht besonders steil war, entschloss ich mich die 18 km bis zum Ziel an zu treten und so die Etappe komplett abzuschließen. Schnell merkte ich: Hat man sich einmal dazu entschlossen, gibt es ab einem bestimmten Punkt kein Zurück mehr. Nach insgesamt 14 Stunden und 28 statt 26 km erreichte ich dann Roncesvalles. Ich muss ziemlich fertig ausgesehen haben als ich in der Herberge ankam, da der holländische Hosteljähro sich fürsorglich um mich kümmerte, bis ich mein Bett erreicht hatte und auch sonst versorgt war. Aber das Gefühl, das ich hatte, als ich ankam, war unbeschreiblich. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Ich hatte etwas geschafft, was ich mir anfangs nicht zugetraut hatte!
Bin noch auf dem Camino unterwegs und habe heute Station in Leon gemacht. Bin fast 380 km gelaufen. Ich denke, den Rest von 320 km werde ich dann auch noch hin kriegen. Noch immer läuft alles bestens. Mein Körper funktioniert unerwartet gut. Ich bin sehr glücklich darüber. Keine Blasen, keine Knie- oder Rückenbeschwerden. Die gute Ausrüstung trägt im erheblichen Maß dazu bei. Auch das Wetter spielt in den letzten Tagen voll mit. Die Übernachtung in den Herbergen ist manchmal etwas anstrengend. Man glaubt gar nicht, was Menschen für Geräusche von sich geben können. Schnarchen ist da noch ganz milde ausgedrückt. Toilettendeckel werden nicht abgelegt, sondern einfach fallen gelassen. Rücksicht ist für viele wohl ein Fremdwort. Das Essen auf der Strecke ist soweit ganz gut. Überall bekommt man ein Pilger-Menü für 9-11 €. Das ist meistens ein 3-Gänge-Menue mit Tischwein und Wasser. Das Frühstück ist für 2-3 € zu haben. Das Bett in den Herbergen kostet so zwischen 5 und 10 €. Viele haben Küchen, in denen man sein Essen zubereiten kann, was auch viele Pilger machen. Ich ziehe es vor, Essen zu gehen. Die Wege sind gut ausgezeichnet. Gelbe Pfeile zeigen den Weg, oft auch die stilisierte Jakobsmuschel. Wenn man gut um sich schaut, kann man sich kaum verlaufen. In den Städten muss man besonders aufpassen. Manche Strecken waren echt herausfordernd. Stundenlang nur geradeaus. Viele Strecken an den Straßen entlang sind schon entschärft.
Der Rucksack ist dein bester Freund auf dem Camino. Er ist einfach dein Haushalt. Es ist schon richtig, dass jedes Gramm zählt! In Pamplona habe ich mich von 4,9 kg getrennt und nach Santiago vor geschickt. Auf dem Weg sind Menschen aus der ganzen Welt unterwegs. Eine sehr große Gruppe bilden die Koreaner und Brasilianer. Menschen aus den USA, Neuseeland und Australien sind hier unterwegs. Natürlich auch viel Europäer. Ich habe den Eindruck, es sind mehr Frauen aller Altersgruppen unterwegs, die älteste Pilgerin, die ich getroffen habe, war 75 Jahre alt.. Es ist unglaublich, wie viele Menschen hier pilgern. Manchmal sind die Herbergen schon voll und man muss noch ein paar Kilometer drauflegen, um zur nächsten zu kommen. Da ich meistens am frühen Nachmittag an meinem Ziel ankomme, ist mir das noch nicht passiert.
Ich dachte, der Stolz, den ich nach der ersten Etappe empfunden habe, müsse sich ein wenig so anfühlen, wie der Moment, wenn ich Santiago erreicht habe. Weit gefehlt. Denn es kommt oft anders, als man denkt. Dreimal musst ich in Santiago ankommen, um wirklich an zu kommen. Einmal körperlich am 27. September, einmal etwas mehr am 28. September, weil da eine erste Pilgerfreundin eintraf, und dann ganz und gar am 29. September, als auch meine anderen Pilger-Bekanntschaften die Stadt erreichten.
Auf seinem Weg hat Wöhlke viele Eindrücke gesammelt und neue Menschen kennengelernt. Auch Menschen mit Beeinträchtigung sind ihm begegnet. Er fand heraus, dass einige Herbergen auch darauf eingerichtet sind. Die Rückkehr in sein „normales Leben“ fällt ihm häufig noch schwer. Der Alltag holt einem so schnell wieder ein, dass man kaum Zeit hat, die vielen Erfahrungen zu reflektieren und zu verarbeiten. Sicher wird die Arbeit am Kalender ihren Teil dazu beitragen. Die Lebenshilfe Lüdenscheid bedankt sich für diese Idee und das damit erneut gezeigte Engagement.